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Bericht über das Praktikum im Bildungsgang Freizeitsportleiter:in/AHR an der belgischen Schule Campos in Turnhout, Belgien

Bericht über das Praktikum im Bildungsgang Freizeitsportleiter:in/AHR an der belgischen Schule Campos in Turnhout, Belgien von Moritz Zöller

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Einleitende Worte

Am 16.10.2022 sind wir im Rahmen des Erasmus Programms nach Belgien gereist. Zuvor konnten wir uns für das Programm, mittels eines Motivationsschreibens, in dem wir aufschreiben sollten, weshalb wir mitkommen wollten, bewerben. Letztendlich haben sich dann sieben SchülerInnen beworben, von denen auch alle die Reise antreten durften. Kurz vor der Abfahrt mussten wir uns noch überlegen, welche Sportart wir anleiten wollten und dann begann das Abenteuer.

Ankunft in Turnhout, mit ersten Eindrücken

Nach einer langen Zugfahrt kamen wir um ca. 17 Uhr bei der Schule an, wo auch schon unsere Austauschfamilien warteten. Nachdem das Gepäck verstaut war, fuhren wir erst einmal durch die Stadt Turnhout, wo wir einen ersten Eindruck bekamen und uns einander vorstellen konnten. Darauf hin aßen wir mit der Familie zu Abend.

Meine Gastmutter war sehr gastfreundlich und hatte sogar einen Kuchen serviert. Obwohl ich noch mit einem anderen Schüler untergebracht war, hatte jeder sein eigenes Zimmer, so konnten wir uns für den folgenden Tag genügend ausruhen.

Der erste Tag in Belgien und die erste Woche:

Nun werde ich meinen ersten Tag in Belgien exemplarisch schildern, damit man einen guten Einblick aus der Sicht eines Austauschschülers bekommt.
In Belgien beginnen die Schulen erst um 8:30 Uhr. So ist man definitiv ausgeschlafener als in Deutschland. Kristin, die Gastmutter, hatte bereits ein Frühstück zubereitet. Ein typisch belgisches Frühstück sah bei uns ungefähr so aus: Ein weiches Brot, was aus Weißmehl bestand, als Belag gab es Käse, Schinken und Erdnusscreme und zu guter letzt eine Kiwi. Das Frühstück war so ausgewogen, dass wir den Rest mit in die Schule nehmen konnten. Da wir außerhalb von Turnhout wohnten, nämlich in Oosthoven, fuhren wir „typisch belgisch“ mit dem Fahrrad zur Schule. Das Fahrradfahren gestaltete sich erstaunlich gut, denn die Fahrradwege waren um ein vielfaches besser ausgebaut als in Deutschland. Als wir die Schule betraten, war der Weg zur Klasse geschmückt mit Girlanden. Die erste Stunde gestaltete sich so, dass wir uns gegenseitig vorstellten und den belgischen Schülern:innen Fragen stellten konnten und umgekehrt.

Die Kommunikationssprache war natürlich Englisch. In der Pause bekamen wir belgische Spezialitäten angeboten. Um 12:45 Uhr war die Schule zu Ende, nun hatten wir den restlichen Tag frei und konnten die Stadt erkunden. Man hatte tolle Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung. So konnten wir uns mit den Fahrrädern mobil bewegen. Bis zum Ende der ersten Woche ähnelten sich die Tage von der Struktur her. Morgens wurden wir in dem Fach Didaktik und Methodik unterrichtet, um uns mit den Grundlagen der Anleiter:innenrolle vertraut zu machen. Damit wir zusätzlich Sicherheit bekamen, beobachteten wir die Sportstunden von verschiedenen Klassen und fertigten hierzu Notizen an. Zum Ende der ersten Woche verabschiedeten wir uns von unserer Gastfamilie und konnten in der zweiten Woche in einem Hotel übernachten. Die zweite Woche in einem Hotel zu verbringen, war keine Selbstverständlichkeit, aber wir hatten das Glück, dass unsere vorgesehene Jugendherberge belegt war, so bekamen wir ein upgrade – also ein Hotel.

23. Oktober 2022 : Kleine Exkursion nach Brüssel

Für den Sonntag bot Herr Metz einen Ausflug nach Brüssel an. Auf dem Tagesplan stand Sightseeing. So bekam ich einen ersten Eindruck von dem Hauptsitz des Europaparlaments und von der Stadt, in der ich zuvor noch nicht gewesen bin.

Sportstunde Montag, 24.10.2022

Am 24.10 und am 25.10 konnten wir unsere ersten Sportstunden geben. Für den 24.10 war eine Spielstunde geplant. In dieser Stunde konnten wir zu zweit unterrichten. Das Alter der Klasse lag bei 11-13 Jahren. Unsere Spiele waren simpel und für die Schüler:innen leicht zu verstehen. Gerade bei dem Alter, mitten in der Pubertät, musste man klare Regeln setzen, die für die Schüler:innen verständlich waren und auch vor allem umgesetzt werden konnten. Als wir zum Schluss die Schüler:innen fragten, wie sie unsere Stunde fanden, waren alle begeisterpage2image43179744.jpgt.

Sportstunde am Dienstag, 25.10.2022

Nun war es endlich soweit ! Auf diese zwei Stunden haben wir uns eine Woche lang vorbereitet, in dem wir Trainingspläne schrieben und im Fach Didaktik-Methodik unterrichtet wurden. Diesmal lag das Alter der Schüler:innen bei 15-16 Jahren. Zuvor mussten wir uns überlegen, welches Thema wir wählten. Wir haben uns für das Thema „Treffsicherheit mit Bällen“ entschieden. Auch hier bekamen wir von den Schüler:Innen ein gutes Feedback.

Runner s`High, am Donnerstag, 28.10.2022

Am letzten Tag kam der krönende Abschluss: der Schülerlauf in Turnhout. An diesem Tag trafen sich alle Schulen, um zu laufen. Zur Auswahl standen 3, 5 und 10 Kilometer. Zunächst versammelten sich alle Schüler:innen und Lehrer:innen bei einer großen Bühne. Hier wurde man in „Wellen“ eingeteilt. Die Strecke zum Laufen war sehr gut befestigt. Von allen Seiten wurde man bejubelt und angefeuert. Sehr schön fand ich, dass selbst Kindergartenkinder mich abklatschten. Zum Schluss konnte man seine Laufzeit im Internet ermitteln und ich war zufrieden mit mir.

Organisation

Insgesamt war für mich persönlich der Austausch gut organisiert, alles war hervorragend geplant. Es gab keine Organisationsprobleme bei der Hinfaht und Abfahrt. Auch der Ausflug nach Antwerpen ins Fitnessstudio ist erstaunlich gut abgelaufen. Ich hatte nie das Gefühl, dass zu viel oder zu wenig von uns verlangt wurde. Alles hatte eine Balance zwischen Arbeits – und Freizeitbeschäftigungen. Auch sehr erfreulich das freie Bewegen mit den anderen Austauschschüler:innen in der Freizeit. Man war nicht an das Hotel oder die Familie gebunden. Auch der Ausflug nach Brüssel war gut organisier. Was man vielleicht das nächste Mal ändern könnte, wäre noch den ein oder anderen Ausflug mit der gesamten Gruppe – also auch den belgischen Schüler:innen – zu unternehmen. Das ist natürlich meckern auf höchsten Niveau. Des weiteren fand ich es schade, dass wir in der zweiten Woche keine Fahrräder mehr hatten, denn so mussten wir jeden Morgen 20 Minuten zur Schule laufen.

Kulturelle Reflexion

Wenn man sich Deutschland und Belgien auf der Landkarte betrachtet, ist das erste, was natürlich auffällt, die Größe der beiden Länder, doch auch gesellschaftlich gibt es zwischen Deutschland und Belgien große Unterschiede. Einer davon ist die Hilfsbereitschaft. In dem Stadtteil, in dem wir wohnten, kannte „Jeder Jeden“ und hat sich auch geholfen. Ein weiterer Unterschied ist die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen. Die meisten Flamen strahlen allein von der Körpersprache her Positivität aus. Ein Erlebnis war auch ziemlich prägend, als ich etwas durch die Straßen gelaufen bin und ein etwa 10-jähriger Junge ohne Grund ein Gespräch mit mir anfing. Ich habe ihm zwar klar gemacht, dass ich kein Flämisch spreche, dennoch hat er weiter gesprochen und auf gebrochenen Englisch nach meinem Namen gefragt. Selbst beim Einkaufen wird vielmehr gelächelt, was einen viel glücklicher macht. Es gibt aber auch einen signifikanten Unterschied in den Schulen. In der Schule Campus Turnhout gab es eine Kleiderordnung und zwar durften Mädchen keine bauchfreien oder figurbetonten Klamotten anziehen. Des weiteren gab es in der gesamten Schule Handyverbot. Das Handy musste komplett ausgeschaltet in der Tasche bleiben. Natürlich waren auch die Pausen durch das Handyverbot ganz anders als in Deutschland, man konnte feststellen, dass alle Schüler:innen sich unterhielten oder Tischtennis oder Fußball spielten. Auch waren Softdrinks verboten, selbst die Automaten rings um die Schule hatten keinerlei Süßgetränke oder Süßigkeiten im Angebot. Zu guter Letzt habe ich wahrgenommen, dass die Belgier sportlich viel aktiver sind. Wenn man morgens mit den Fahrrad zur Schule oder zu Arbeit fährt, stellt man fest, dass fast jeder Fahrrad fährt. Ich habe kein einziges Mal erlebt, dass eine Schüler:n mit dem Auto gebracht wurde. Wobei man dazu sagen muss, dass die Fahrradwege in Turnhout sehr gut ausgebaut sind. Es gibt auf jeder Straßenseite einen Fahrradweg, wenn man nun den Vergleich zu Siegen stellt, ist Siegen ein Witz dagegen, denn hier in Siegen gibt es kaum solche Fahrradwege und an unserer Schule in Siegen gibt es auch nur wenig vertrauenswürdige Fahrradständer.

Persönliche Erkenntnisse

Während des Austausches konnte ich viele Erkenntnisse dazu gewinnen. Ich hatte vor dieser Fahrt Bedenken, dass der Aufenthalt in der Gastfamilie, die ein oder anderen Probleme mit sich bringt. Doch ich wurde positiv überrascht und damit meine ich die Herzlichkeit der Familie. Es war für die Familie selbstverständlich, dass wir in den Betten der eigenen Kinder zu schlafen durften, obwohl wir uns vorher nie begegnet waren.All das berührte mich und gab mir ein Gefühl von Geborgenheit und Dazugehörigkeit. Eine weitere Erkenntnis, die ich sammeln konnte ist es, sich Herausforderungen zu stellen: Gerade als wir die Sporttunden anleiten sollten, musste man über seinen Schatten springen, um frei und selbstbewusst zu sprechen.

Welche Kompetenzen konnte ich dazu gewinnen?

Ich bin erstaunt, wie viel man in diesen zwei kurzen Wochen an Kompetenzen dazu lernen konnte. Ganz vorn waren natürlich die Anleitung der Sportstunden, die wir gegeben haben. Hier musste man sich auf jeden Fall überwinden Anweisungen in der englischen Sprache zu geben. Eine weitere Kompetenz, die ich dazu gelernt habe, ist das Zeitmanagement. Zeitmanagement spielt gerade als anleitende Person eine Schlüsselrolle. So haben wir schon bei der Planung darauf geachtet, dass zwischen den Spielen kein all zu großer Leerlauf entsteht. Eine weitere Kompetenz ist die Spontanität. Auch diese Fähigkeit hat sich in den zwei Wochen, vor allem bei den Sportstunden, stark verbessert. Ein Beispiel: Als wir die spezifischen Übungen durchgegangen sind, merkte ich, dass es zu wenige Stationen gab, also habe ich mir noch eine Übung überlegt und diese spontan erklärt. Eine weitere Fähigkeit, die ich gelernpage5image43375936.jpgt habe ist, egal wie intensiv man etwas plant, es kommt immer anders.

Bei der Planung der Sportstunden haben wir zwar die Zeit berücksichtigt, doch manche Spiele brauchten länger zum Aufbauen oder man merkt, dass kein Interesse mehr von Seiten der Schüler:innen zu sehen war und man sich eine Alternative überlegen musste. Man lernte aber auch viele neue Kompetenzen außerhalb der Schule und der Stunde. Meine Englischkenntnisse wurden in dieser Zeit um einiges besser. Man kam nicht herum Englisch zu sprechen, es war allgegenwärtig, ob beim Einkaufen oder mit den Schüler:innen. Es war der einzige Weg zu kommunizieren.

Danksagung

Abschließend möchte ich mich noch bei all den Lehrer:innen und Leuten bedanken, die uns begleitet und uns somit die gesamte Reise ermöglicht haben.Auch bin ich meiner Austauschmutter zum Dank verpflichtet, die sich eine Woche lang gut um uns gekümmert hat.

Schüler:innen der FFA00 und FFA210